Stressreport 2019 der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) veröffentlicht
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In den zurückliegenden Jahren lässt sich ein verstärktes öffentliches Interesse an psychischer Belastung und Beanspruchung feststellen, was sich u. a. in der Konkretisierung des Arbeitsschutzgesetzes, in den letzten Arbeitsprogrammen der "Gemeinsamen Deutschen Arbeitsschutzstrategie" und der "Gemeinsamen Erklärung" des BMAS und den Sozialpartnern zeigt. Weiterhin wurde mit dem BAuA-Projekt "Psychische Gesundheit in der Arbeitswelt - Wissenschaftliche Standortbestimmung" eine systematische Aufarbeitung vorhandener Literatur zu Zusammenhängen zwischen arbeitsbezogenen psychischen Belastungsfaktoren und deren gesundheitlichen Folgen vorgelegt. Dabei konnten Schlüsselfaktoren, wie z. B. die Arbeitsintensität oder die Arbeitszeit identifiziert werden, die bei der Arbeitsgestaltung primär berücksichtigt werden sollten. Der Stressreport 2019 geht vor allem solchen Schlüsselfaktoren nach und gibt Aufschluss über deren Verbreitung, deren Wirkungen sowie ihren Verknüpfungen mit anderen Arbeitsbedingungsfaktoren. Die Ergebnisse werden nach Alter, Geschlecht, Position, Branche und Beruf differenziert dargestellt. Darüber hinaus erfolgt die Beschreibung von Veränderungen für den Zeitraum 2006-2018. Grundlage für die im Stressreport vorgestellten Befunde sind Daten aus der 7. Welle der BIBB/BAuA-Erwerbstätigenbefragung 2018 (N = 20.2012), aus der 2. Welle der BAuA-Arbeitszeitbefragung 2017 (N = 9.552) sowie der 1. Welle der Studie zur Mentalen Gesundheit bei der Arbeit (S-MGA; N = 4.511). Insgesamt zeigt sich, dass sich - trotz leichter Rückgänge - die Arbeitsintensität weiterhin auf hohem Niveau befindet, zudem der Anteil derer, der sie gleichzeitig als belastend wahrnimmt und Erholungsbeeinträchtigungen berichtet, gestiegen ist. Der Anteil der häufig über Handlungsspielräume verfügenden Beschäftigten ist seit 2006 leicht rückläufig. Annähernd stabil ist hingegen der Anteil der Vollzeitbeschäftigten mit langen und überlangen Arbeitszeiten, was sowohl mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen als auch mit einer erhöhten Häufigkeit von Arbeitsunfällen sowie reduzierter Erholung zusammenhängt. Gleiches gilt für Schicht- und Wochenendarbeit. Ebenso gehen Rufbereitschaft und Bereitschaftsdienste, von denen knapp ein Fünftel der Beschäftigten betroffen ist - mit einer Minderung der psychischen Gesundheit einher. Etwa ein Viertel der Beschäftigten ist zudem vom ortsflexiblen Arbeiten betroffen. Jeder fünfte Beschäftigte gibt eine - aus arbeitswissenschaftlicher Perspektive nicht zu empfehlende - Verkürzung der Ruhezeiten an. Es kann jedoch gezeigt werden, dass zeitliche Handlungsspielräume im Kontext von Arbeitszeitvariablen positive Wirkungen zeigen. Der Report belegt ebenfalls, dass Restrukturierungsprozesse und damit im Zusammenhang stehende Informationsdefizite häufig mit Gesundheitsbeeinträchtigungen verbunden sind. Verbesserungspotential besteht in diesem Rahmen in der adäquaten Information von Beschäftigten über Veränderungsprozesse. Daneben existieren beim unterstützenden Führungsverhalten ebenfalls Optimierungsmöglichkeiten, wobei jedoch auch die Arbeitsbedingungen der Führungskräfte berücksichtigt werden müssen. Handlungsbedarf ist weiterhin bei den Arbeitsbedingungen im Pflegebereich, aber auch bei der sogenannten Einfacharbeit gegeben, die hier am Beispiel der Logistikbranche vorgestellt wird. Zudem kann gezeigt werden, dass frühzeitige Arbeitsgestaltungsmaßnahmen bei längerfristig Erkrankten, die im Vergleich mit anderen Beschäftigen ihre Arbeitssituation insgesamt ungünstiger einschätzen, zum Erhalt der Gesundheit und zur Teilhabe am Arbeitsleben beitragen können.